Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Gedichte

Aus Ostpreussen

Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
wärst du Kindchen, doch bei uns geboren!
Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen,
wärst auf Daunen weich gebettet worden.

Nimmer wärst du in den Stall gekommen,
dicht am Ofen stünde warm dein Bettchen,
der Herr Pfarrer käme selbst gelaufen,
dich und deine Mutter zu verehren.

Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Müsstest eine Schaffellmütze tragen,
blauen Mantel von kschubischen Tuche,
pelzgefüttert und mit Bädernschleifen.

Hätten wir den eigenen Gurt gegeben,
rote Schuhchen für die kleinen Füsse,
fest und blank mit Nägelchen beschlagen!
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!

Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!
Früh am Morgen weißes Brot mit Honig,
frische Butter, wunderweiches Schmorfleisch,
mittags Gerstengrütze, gelbe Tunke.

Gänsefleisch und Kuttelfleck mit Ingwer,
fette Wurst und goldnen Eierkuchen,
Krug um Krug das starke Bier aus Putzig!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!

Und wie wir das Herz dir schenken wollten!
Sieh, wir wären alle fromm geworden,
alle Knie würden sich dir beugen,
alle Füsse Himmelswege gehen.

Niemals würde eine Schneue brennen,
sonntags nie ein trunkner Schädel bluten,
wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!

Nickname 20.11.2009, 22.27 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Aus Salzburg

krippe1.jpg
Still, still, still,
weils Kindlein schlafen will.
Die Englein tun schön jubilieren,
bei dem Kripplein musizieren.
Still, still, still,
weils Kindlein schlafen will.

Schlaf, schlaf, schlaf,
mein liebes Kindlein, schlaf!
Maria will dich niedersingen,
ihre ganze Lieb darbringen
Schlaf, schlaf, schlaf,
mein liebes Kindlein, schlaf.

Nickname 20.11.2009, 22.19 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Aus Schlesien

Da droben auf dem Berge, da wehet der Wind,
da sitzet Maria und wieget ihr Kind.
Sie wiegt es mit ihrer schlohweissen Hand
dazu braucht sie kein Wiegenband.
"Ach Josef, liebster Josef mein,
ach hilf mir doch wiegen meine Kindelein!"
"Wie soll ich dir helfen dein Kindelein wiegen,
ich kann ja vor Kälte die Finger kaum biegen."
Auf dem Berge, da wehet der Wind,
da wieget Maria ihr Kind.

Nickname 20.11.2009, 22.09 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Aus Schwaben

stern1.jpg

Heut ist die Heilige Nacht,
wo Jesus Christus geboren ward.
Schenkt ein
klaren Wein!
Ich wünsch dir Glück ins Haus hinein!
Es sitzt ein Engel hinter der Tür,
der wirft Äpfel und Birnen für.

Nickname 20.11.2009, 22.06 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Aus Sachsen

gewuerze.jpg

Lieber ferner Heilger Christ,
ich weiß nicht, wo mein Messer ist!
Ich wollt ein Stücklein Stollen abschneiden,
derweilen muss ich Hunger leiden!

Nickname 20.11.2009, 22.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Aus Bremen

santa2.jpg

Nikolaus, de gode Mann,
kloppt an alle Dören an,
kleene Kinner schenkt er wat,
grote Kinner steckt er in Sack.
Halli, halli, hallo,
so geits in Bremen to.

Nickname 20.11.2009, 21.55 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Aus dem Elsass

glocken1.jpgChristkindlein, Christkindlein,
komm doch zu uns herein!
Wir haben frisch Heubündelein
und auch ein gutes Gläschen Wein.
Das Bündelein fürs Eselein,
fürs Kindelein das Gläselein
und beten können wir auch,
und beten können wir auch.

Nickname 20.11.2009, 21.47 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Aus Berlin

santa1.jpg


Eins, zwei, drei vier
Mutter mach die Türe auf,
der Weihnachtsmann ist hier.
Fünf, sechs, sieben und acht,
Mutter, mach sie wieder zu,
er hat uns was gebracht.

Nickname 20.11.2009, 21.42 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Vom Schenken

Schenke groß oder klein, aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten die Gaben wiegen,
sei dein Gewissen rein.


Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei, was in dir wohnt
an Meinung, Geschmack und Humor,
so daß die eigene Freude zuvor
dich reichlich belohnt.


Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk, daß dein Geschenk
du selber bist.


Joachim Ringelnatz

Nickname 17.11.2009, 00.14 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Der Traum

Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.


Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten rings umher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.


Und Zuckerpuppen hingen dran,
das war mal eine Pracht!
Da gab's, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.


Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.


Da wacht' ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war´s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find' ich dich?


Da war es just, als rief er mir:
"Du darfst nur artig sein;
dann steh' ich wiederum vor dir;
jetzt aber schlaf nur ein!


Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der heil'ge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum."


> August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Nickname 17.11.2009, 00.12 | (0/0) Kommentare | TB | PL