Vom Schenken

Schenke groß oder klein, aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten die Gaben wiegen,
sei dein Gewissen rein.


Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei, was in dir wohnt
an Meinung, Geschmack und Humor,
so daß die eigene Freude zuvor
dich reichlich belohnt.


Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk, daß dein Geschenk
du selber bist.


Joachim Ringelnatz

Nickname 17.11.2009, 00.14| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Gedichte | Tags: Weihnachten, Gedichte,

Das Weihnachtsbäumlein

Es war einmal ein Tännelein
mit braunen Kuchenherzlein
und Glitzergold und Äpflein fein
und vielen bunten Kerzlein:
Das war am Weihnachtsfest so grün
als fing es eben an zu blühn.


Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stand´s im Garten unten,
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden.
Die grünen Nadeln warn verdorrt,
die Herzlein und die Kerzlein fort.


Bis eines Tags der Gärtner kam,
den fror zu Haus im Dunkeln,
und es in seinen Ofen nahm -
Hei! Tat´s da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
in hundert Flämmlein an Gottes Herz.


> Christian Morgenstern

Nickname 17.11.2009, 00.13| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in:

Der Traum

Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.


Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten rings umher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.


Und Zuckerpuppen hingen dran,
das war mal eine Pracht!
Da gab's, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.


Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.


Da wacht' ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war´s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find' ich dich?


Da war es just, als rief er mir:
"Du darfst nur artig sein;
dann steh' ich wiederum vor dir;
jetzt aber schlaf nur ein!


Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der heil'ge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum."


> August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Nickname 17.11.2009, 00.12| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Gedichte | Tags: Weihnachten, Gedichte,

Weihnachtsabend

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.


Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
Drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.


Ich schrak empor, und beim Laternenschein
Sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
Wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
Erkannt ich im Vorübertreiben nicht.


Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
Noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:
"Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn Unterlass;
Doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.


Und ich? - War's Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh meine Hand zu meiner Börse kam,
Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.


Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfasste mich die Angst im Herzen so,
Als saß mein eigen Kind auf jenem Stein
Und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

 

Nickname 17.11.2009, 00.10| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Gedichte | Tags: Weihnachten, Gedichte,

Advent, Advent

kerze.jpg


Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei,
dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind
vor der Tür.

Nickname 16.11.2009, 23.26| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedichte | Tags: Weihnachten, Gedichte,